Die unvollendete Wanderung und was mich der Olivenbaum lehrte

Meine erste Wanderung auf Mallorca war der Küstenweg von der Cala Deià nach Port de Sóller im Westen der Insel. Er blieb unvollendet. Der Grund dafür: zu viele Pausen - um die atemberaubende Aussicht auf das Mittelmeer zu genießen und vor allem, um unter alten Olivenbäumen zu sitzen und ihre Kraft zu spüren. Obwohl ich mein Wanderziel nicht erreicht hatte, kehrte ich an diesem Tag reich beschenkt in meine Unterkunft zurück.

Damals begann meine Faszination für den Olivenbaum. Es war eine Zeit, in der ich physisch und psychisch erschöpft war und der Ölbaum wurde zu einem meiner wichtigsten Lehrer. Tief verwurzelt in der Erde, wächst er langsam und beständig. Winzige Härchen an der Unterseite seiner Blätter minimieren die Wasserverdunstung, sodass er auch während der heißen und trockenen Sommermonate gut versorgt ist. So gedeihend kann er Hunderte, sogar Tausende von Jahren alt werden. Der mit zunehmendem Alter immer knorriger werdende, oft mehrmals um sich gedrehte Stamm trägt eine filigrane, silbrig schimmernde Blätterkrone. Diese Verbindung aus robuster Stärke und zarter Leichtigkeit hat mich von Anfang an besonders berührt. Denn das eine schließt das andere nicht aus. Im Gegenteil: sie bedingen einander.

Bäume können uns nicht nur im Außen mit wertvollen Botschaften unterstützen. In meiner Arbeit mit Imagination ist der Baum eines der zentralen Arbeitsmotive. Ich verwende es oft am Beginn eines Beratungsprozesses. Der Baum steht in der Katathymen Imagination als Symbol für die Persönlichkeit eines Menschen und kann auch Hinweise auf gerade aktuelle Themen geben. Diese kraftvolle Begegnung mit sich selbst kann viele Erkenntnisse bereithalten. Und der Beginn einer spannenden Reise sein.

 
 
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